Religionskritik: Hinduismus

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Sind Kühe heilig ?

Einleitung[Bearbeiten]

Der  Hinduismus ist die drittgrößte Weltreligion. Seine Hauptverbreitung hat er in Indien. Obwohl die Wurzeln des Hinduismus sehr weit in der Geschichte zurückreichen und er mit Anfängen 2000 vor Christus eine der ältesten Religionen der Menschheit ist, ist der Begriff Hinduismus erst in den letzten 200 Jahren entstanden. Dabei steckt hinter dem Hinduismus ein Sammelsurium von sehr unterschiedlichen religiösen Strömungen. Die Welt-Hindu-Konferenz von 1979 versuchte den Hinduismus zu definieren und listet dazu 6 Punkte auf, die einen Hindu charakterisieren:

Ganesh - der hinduistische Elefantengott
  • Er spricht hinduistische Gebete
  • Er liest in der  Bhagavad Gita
  • Er verehrt hinduistische Götter
  • Er nutzt das heilige Wort  Om
  • Er verwendet das heilige Kraut  Tulsi („Indisches Basilikum“)

In dieser Liste fehlt aus westlicher Sicht

  • der Ganges als heiliger Fluß der Hindus,
  • das mittlerweile in Indien verbotene Kastenwesen und
  • der Reinkarnationsglaube

Die Hauptkritikpunkte am Hinduismus werden im folgenden aufgelistet.

 Reinkarnation[Bearbeiten]

Die Wiedergeburtslehre stellt einen zentralen Glaubensinhalt des Hinduismus dar. Sie ist aus neuzeitlich wissenschaftlicher religionskritischer Sicht aus vielen Gründen abzulehnen. Im Gegensatz zum christlichen Erlösungsglauben umgeht sie zwar das  Theodizeeproblem, widerspricht aber gleichzeitig der naturwissenschaftlichen Vorstellung von der Endgültigkeit des  Todes für den Körper, das Gehirn und für den davon abhängigen Geist. Der Reinkarnationsglaube des Hinduismus ist älter und umfassender als der Reinkarnationsglaube des Buddhismus. Im Buddhismus bleibt eigentlich nur das Karma erhalten, der Körper und die Seele jedes einzelnen Menschen wird dagegen als sterblich angesehen. Siehe Religionskritik: Buddha#Reinkarnation.

Zitat: Just as a man discards worn out clothes and puts on new clothes, the soul discards worn out bodies and wears new ones. Die Seele tauscht ihre Körper, so wie Menschen ihre Kleider wechseln.  Bhagavad Gita B.G. II: 20–25.

 Karma[Bearbeiten]

Eng verbunden mit der Reinkarnationslehre ist die Vorstellung vom Karma. Etwas salopp gesprochen handelt es sich um ein archaisches Rabattsystem der guten und schlechten Taten. Man sammelt Punkte, um sich im schwer entrinnbaren System de Wiedergeburten hochzuarbeiten. Im Gegensatz zur Karmalehre des Buddhismus ist sie im Hinduismus auch noch mit dem Kastenwesen verknüpft.

Die Kasten in Indien

Kastenwesen[Bearbeiten]

Das  Kastenwesen war jahrhundertelang ein schwer zu durchbrechendes, gesellschaftliches Ständesystem der Abgrenzung und meist auch Benachteiligung verschiedener Volksgruppen. Es wurde durch den Hinduismus begründet und unterstützt. Erfreulicherweise sind heute in Indien alle durch das Kastenwesen bedingten Benachteiligungen gesetzlich verboten, auch wenn die alten Traditionen immer noch nachwirken.

Unterdrückung der Frauen im Hinduismus[Bearbeiten]

Siehe auch  Hinduismus#Rolle_der_Frau Frauen haben im Hinduismus teilweise eine sehr geringe Wertschätzung. In der Reinkarnationslehre wurde man, wenn man sich besonders schlecht benommen hat, als niedrigste Stufe der Wiedergeburtshierarchie als Frau wiedergeboren.

Diskriminierung von Witwen[Bearbeiten]

Eine Witwe soll lange trauern , bis zum Tod, dem Leben entsagen und keusch sein. Quelle: das Buch Manu, ein Gesetzestext der Hinduismus

Im Hinduismus werden Witwen wie Ausgestoßene behandelt und diskriminiert, da ein Kontakt mit Ihnen angeblich Unglück bringt. Witwen sind Kulakshani कुलक्षणी.

 Witwenverbrennung[Bearbeiten]

Mehrere Jahrhunderte lang kam es und kommt es selten auch heute noch im Hinduismus vor, dass eine Frau beim Tode ihres Mannes mit ihm zusammen verbrannt wurde, da sie ja ohne ihn nichts mehr Wert war.  Marco Polo Anfang des 14. Jahrhunderts: Viele Frauen Indiens werden, wenn ihre Männer sterben, auf seinen Scheiterhaufen gelegt, um mit zu verbrennen. Solche Frauen ernten großes Lob von allen.

Kinderverheiratung[Bearbeiten]

Siehe  Kinderheirat Zitat: Ich sehe nichts, womit man eine so unsinnig frühe Heirat wie die meine moralisch befürworten könnte. Von Mahatma Gandhi, er wurde bereits mit 13 Jahren verheiratet.

Hindunationalismus[Bearbeiten]

Siehe  Hindutva

Zitate[Bearbeiten]

 Mahatma Gandhi, 1921

I call myself a sanatani Hindu, because,

  • I believe in the Vedas, the Upanishads, the Puranas and all that goes by the name of Hindu scriptures, and therefore in avatars and rebirth.
  • I believe in the Varnashram dharma in a sense in my opinion strictly Vedic, but not in its present popular and crude sense.
  • I believe in the protection of the cow in its much larger sense than the popular.
  • I do not disbelieve in idol-worship.

Ich bezeichne mich selbst als Sanatani Hindu, weil

  • ich an die hinduistischen Schriften der Vedas, der Upanischaden, der Puranas und deswegen auch an Avatare und Wiedergeburt glaube.
  • ich an die Regeln des Varnashram Dharma in einem strengen Vedischen Sinne glaube
  • ich an den weitestgehenden Schutz der Kühe glaube
  • ich nicht die Gottes- und Idolverehrung ablehne

Quelle : M.K.Gandhi, "Aspects of Hinduism" in Hindu Dharma (New Delhi: Orient Paperbacks, 1978), Seite 9.

Der Ganges, heiliger Fluß der Hindus

Literatur[Bearbeiten]

  • Hinduismus für Dummies: Tausende Götter, hunderte Kasten-eine Religion
    • Johanna Buß (13. Februar 2012) - Kindle eBook
  • Eichner, Katja/Schied, Michael (Hg.):
    • Hinduismus - eine nicht organisierte Religion?
  • Religionsinterne Kritik und religiöser Pluralismus im gegenwärtigen Südostasien
    • Manfred Hutter (Taschenbuch - Dezember 2007)
  • Hinduismus
    • Vanamali Gunturu (Taschenbuch - 2002)
  • MICHAELS, AXEL. Der Hinduismus: Geschichte und Gegenwart.
    • 458 pp., Munchen: C.H. Beck, 1998.
  • Der Hinduismus: Bibliothek der Weltreligionen
    • Alfred Hillebrand, Leopold von Schroeder, und Adolf Holtzmann
      • (Gebundene Ausgabe - August 2005)
  • Der Hinduismus von Heinrich von Stietencron (Taschenbuch - 22. März 2006)
  • Hinduismus erleben: Alltagsleben, Riten und Feste, Pilgerfahrten, Talismane, Hinduistische Küche
    • von Rainer Krack (Taschenbuch - Juni 2001)
  • Der Hinduismus: Eine kurze Einführung
    • Kim Knott und Ekkehard Schöller (Taschenbuch - November 2000)
  • Hinduismus
    • Thomas Oberlies (Broschiert - 4. April 2008)
  • Klimkeit, H.- J. (1981):
    • Der politisch Hinduismus. Indische Denker zwischen religiöser Reform und politischem Erwachen.
      • Wiesbaden.

Links[Bearbeiten]